Wenn Sie originelle Blüten‑Überraschungen mögen, kann Zierlauch im Mai ein wahres Garten‑Feuerwerk zünden. Während die meisten Stauden erst in Schwung kommen, schweben seine violetten, wuscheligen Ballons schon über den Beeten und ziehen sofort alle Blicke auf sich. Kaum zu glauben, dass er zur selben Pflanzenfamilie gehört wie der Küchenlauch. In dieser riesigen Familie gibt es fast 940 Arten, die allermeisten stammen von der Nordhalbkugel – vor allem aus den trockenen Steppen Zentralasiens.
Kurzlebig, aber grandios – der Vegetationszyklus
Gerade diese strengen Steppen haben dem Zierlauch seine Robustheit verliehen. Er lebt im Eiltempo: treibt aus, blüht, setzt Samen an, dann vergilben die Blätter und die ganze Pflanze zieht sich zurück, lässt aber eine prall gefüllte Zwiebel im Boden. Dieser Blitz‑Zyklus bedeutet praktisch, dass unsere Frühlingsregen völlig genügen – abendliches Schleppen des Gartenschlauchs entfällt.
Architekten der Höhe – hohe Sorten
Unter den Riesen ragt der berühmte ‘Globemaster’ heraus, dicht gefolgt von seinem kleineren Cousin ‘Purple Sensation’. Beide erreichen etwa einen Meter Höhe, die Kugeln messen bis zu 15 cm. Pflanzt man sie zwischen mittelgroße Stauden wie Pfingstrosen, Katzenminze oder Storchschnabel, schweben die Blütenkugeln über dem übrigen Grün und verleihen dem Beet eine eindrucksvolle räumliche Tiefe.
Kleine Stars für Beetvordergrund und Kübel
Nicht jeder Lauch schießt meterhoch in den Himmel – es gibt auch charmante „Zwerge“, ideal am Wegesrand, im Steingarten oder im Topf auf der Terrasse. Der Karatavische Lauch ‘Ivory Queen’ überragt kaum 25 cm, breitet aber breite blaugrüne Blätter aus, über denen im Mai eine cremeweiße Kugel wie ein Sahne‑Pompon schwebt. Noch niedriger bleibt Allium moly, der Goldlauch: Seine leuchtend gelben Dolden erhellen halbschattige Ecken und harmonieren wunderbar etwa mit purpurfarbenen Heuchera‑Sorten. Wer rosige Akzente sucht, greift zu Allium oreophilum ‘Red Giant’ – der „Riese“ ist nur 15 cm hoch, blüht aber in einem Meer aus himbeerroten Sternchen und bildet dichte Polster. Für eine Verlängerung bis Juni empfiehlt sich Allium senescens subsp. montanum: flache, leicht gedrehte Blätter wie feste Bänder und lavendelfarbene, flach‑kugelige Blüten, die Bienen anlocken, wenn die meisten Frühlingslaucharten schon pausieren. Diese Winzlinge schließen Lücken zwischen größeren Stauden und kaschieren diskret vergilbende Blätter ihrer hohen Vettern – so wirkt das Beet von Frühling bis Spätsommer gepflegt.
Außergewöhnliche Kostbarkeiten für Kenner
‘Mount Everest’ überrascht mit einer milchweißen Kugel, die im Mondlicht wie eine Laterne glüht. Sphaerocephalon, der Kugelköpfige Lauch, bildet spitze, kastanienrote Blütenstände und blüht erst im Juli. Allium schubertii gleicht violett‑rosa Feuerwerken: lange Stiele strahlen in alle Richtungen. Ein Ehrenplatz gebührt Allium siculum, dem Sizilianischen Lauch, der im Gegensatz zu seinen Steppen‑Brüdern halbschattige Plätze und etwas feuchteren Boden liebt und seine violett‑grünen Glöckchen wie Mini‑Laternen herabhängen lässt.
Minimalistische Arrangements und trockene Standorte
In einem reduzierten, grasbetonten Garten genügt es, Zwiebeln in Gruppen von sieben bis neun Stück zwischen Miscanthus oder Lampenputzergras zu setzen. Im Frühjahr durchstoßen die Lauchkugeln das weiche Grün wie Feuerwerkskörper; nach der Blüte bleiben die trockenen, dekorativen Skelette bis zum Herbst als natürliche Skulpturen stehen.
Pflanzung und Boden – die Grundregeln
Der größte Feind des Lauchs ist dauerhaft nasser Boden. Bei schwerer Lehmerde hilft ein Pflanzloch mit einer Schicht grobem Sand. Die Faustregel lautet „dreimal Zwiebelhöhe tief pflanzen“. Ideal ist die Pflanzzeit von September bis November, damit sich die Zwiebel vor dem Winter gut verankert. Eine Ausnahme ist ‘Purple Sensation’: Wird er zu früh gesetzt, treibt er zu zeitig aus – deshalb erst im November pflanzen.
Gelbe Blätter kaschieren und herbstliche Dekoration
Lauchblätter vergilben oft, bevor die Kugel ganz erblüht. Wer die gelben Streifen störend findet, pflanzt Zierlauch dichter zwischen Stauden, die den unteren Bereich verdecken. Schneiden Sie die Stängel nach der Blüte nicht sofort – das trockene Gerüst versorgt die Zwiebel und leuchtet im Abendlicht. Erst spät im Sommer, wenn der Stiel wie Reisig bricht, kann man ihn entfernen oder für Trockensträuße nutzen.
Überwintern und Schutz vor Nässe
Die meisten Sorten, besonders solche mit Vorfahren aus Pamir‑ oder Tienschan‑Regionen, vertragen Frost besser als mancher Phlox. Problematisch ist weniger Kälte als Staunässe, die die Zwiebel in weichen Brei verwandelt. Auf schweren Böden daher unbedingt drainieren; empfindlichere Arten wie Allium neapolitanum oder Allium unifolium erhalten zusätzlich eine dicke Schicht Laub oder Tannenreisig als Winterschutz.
Vermehrung – Tochterzwiebeln und Selbstaussaat
Zierlauch vermehrt sich wunderbar selbst. Nach einigen Jahren wird die Horst dichter – dann einfach Ende August ausgraben, die Tochterzwiebeln teilen und versetzen. Möchten Sie Selbstversamung? Lassen Sie die Blütenkugeln ausreifen, bis sie aufplatzen und harte, schwarze Samen freigeben. Das sind sogenannte Kaltkeimer – sie brauchen einige Wochen natürliche Kälte, also überlässt man das Keimen am besten der Natur.